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Walpurgisnacht in der Kunst

Die Bezeichnung Walpurgisnacht leitet sich von der hl. Walburga (Walpurga oder Walpurgis) ab, einer angelsächsischen Äbtissin (ca. 710–779) die im Kloster Heidenheim wirkte. Ihr Gedenktag als Schutzpatronin gegen böse Geister wurde im Mittelalter am 1. Mai, dem Tag ihrer Heiligsprechung, gefeiert. Man ließ die Kirchenglocken an diesem Tag läuten, um sich vor bösen Geistern und Hexen zu schützen. Traditionell gilt die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in welcher die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg („Brocken“), aber auch an anderen erhöhten Orten, ein großes Fest abhielten.

Die erste „Walpurgisnacht“ ist eine bereits im Mai 1799 von Johann Wolfgang von Goethe verfasste Ballade, welche von Felix Mendelssohn Bartholdy in Form einer weltlichen Kantate für Soli, Chor und Orchester in Musik gesetzt wurde. Populär wurde die Szene Walpurgisnacht in Goethes Faust, Teil I von 1808. Bei dieser Szene handelt es sich eigentlich um eine Fortsetzung der vorherigen Szene „Nacht“, in der Mephistopheles bereits an die Freuden der baldigen Walpurgisnacht denkt: „So spukt mir schon durch alle Glieder/ Die herrliche Walpurgisnacht./ Die kommt uns übermorgen wieder,/ Da weiß man doch, warum man wacht.“

Der zwischen Realismus und Expressionismus angesiedelte darstellende Künstler Ernst Barlach (1870 – 1938) schuf zwanzig Holzschnitte zu Goethes Walpurgisnacht (Faust I.), welche 1923 in Buchform veröffentlicht wurden. Dass der Fauststoff Anfang der 1920er Jahre in Deutschland verstärkt wieder aufgegriffen wurde, hängt mit der Sinnfrage der menschlichen Existenz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zusammen. Barlach übersetzte das dunkle Geschehen in die neue künstlerische Sprache des expressionistischen Holzschnitts. Seine der Dichtung gleichwertige Bildumsetzung wirkt in ihrer sinnlich erotischen Erregtheit lebensbejahend. Mit den Vorstudien (Kohlezeichnungen) begann er bereits 1919. Wichtig an seinen Holzschnitten ist die Hell-Dunkel-Verteilung, die dem Hexentanz die nötigen Kontraste zwischen Licht und Schatten verleiht. Nicht zu allen Holzschnitten lassen sich Textzitate zuordnen. Denn es handelt sich nicht um eine Bebilderung der Verse Goethes, sondern um eine bildnerische Übersetzung. Barlach ging teilweise über den Goethetext hinaus und erfand frei.

Walpurgisnacht in der Lausitz

In der Walpurgisnacht, auch Walpernacht genannt, ging ein Wanderer bei Hermsdorf über einen Kreuzweg. Im hellen Mondschein sah er eine Hexe tanzen. Verwundert blieb er stehen und sah ihrem Spiel zu. Als ihn die Hexe gewahrte, schalt sie ihn: „Schau, dass du heimkommst, sonst kannst du was erleben!“ Da entfernte sich der Mann. Mittlerweile war es so finster geworden, dass er nicht mehr die Hand vor den Augen sah. Deshalb bemerkte er auch den Wagen nicht, der auf der Straße stand, sondern stieß sich die Deichsel so unglücklich in den Leib, dass er der Verletzung erlag.
Am Walperabend suchte man die Ställe gegen die Hexen zu schützen. Schon vorher befahl die Bäuerin der Magd: „Geh in den Wald und hole achterlei Holz, was nicht Baum heißt, das neunte aber muss ein Kreuzdorn sein. Von jedem bringe drei Zweige.“ Dann ging die Magd und holte Weide, Erle, Buche, Birke, Hasel, aber nicht Birnbaum, Kirschbaum oder ähnliches. Das Holz wurde zu einem Bündel geschnürt und auf den Küchenherd zum Dörren gelegt. Am Walpertag wurde vor Sonnenuntergang abgefüttert und am nächsten Morgen das Vieh vor Sonnenaufgang versorgt. Alle Türen mussten fest verschlossen und mit schwarzer Kohle drei Kreuze innen an jede Türe gezeichnet sein. Unten an die Schwelle aber legte man eine Sichel, ein Beil und einen Holunderstengel über Kreuz. Dann holte die Bäuerin eine Pfanne mit glühenden Kohlen, warf das Bündel achterlei Holz drauf und verräucherte es. War alles getan, so schickte die Bäuerin die Magd nach Sonnenuntergang weg, damit sie zu drei Grundstücken gehe und eine Schürze voll Gras hole. Das war das erste Futter, das die Kühe am nächsten Morgen bekamen. Wurde alles genau befolgt, so war der Stall gesichert und die Kühe gaben das ganze Jahr über reichlich Milch.
Der traditionelle Maibaum, meist eine Birke, ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Zu Walpurgis werden die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wird um den Baum getanzt. Rituelle Liebesakte auf den Feldern sollten in vorchristlicher Zeit angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen.